Viktor Schemfil

Viktor Josef Franz Schemfil wurde am 18. Mai 1879 in Wien geboren, als Sohn der Franziska Schemfil – geborene Stauber – und des Hof- und Oberbaurats Heinrich Karl Schemfil.[1] Nach fünf Klassen Volksschule und acht Jahren Gymnasium trat er als Einjährig-Freiwilliger in das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger ein, wo er in weiterer Folge auch Karriere machte – vom Zugskommandanten, über Kompaniekommandant, Bataillons- und Regimentsadjutant bis schließlich zum Bataillonskommandanten.[2] 1904 wurde er dem Garnisonsort Bozen zugewiesen, ab April 1908 war er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zunächst der Garnison Rovereto, anschließend kurz der in Trient und ab 1913 wieder der in Rovereto zugeteilt. Am 24. November 1914 wurde er bei Proszowice, nördlich von Krakau, verwundet und in der Folge zur Genesung bis zum 8. Februar 1915 beurlaubt. Danach wurde er zunächst zum Festungskommando in Trient abkommandiert, ehe er an verschiedenen Abschnitten der Südwestfront im Einsatz war,[3] wo er am 4. November 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er Mitte Juli 1919 zurückkehrte.[4] Ab Mitte Mai 1920 war er dem neu gegründeten Alpenjägerbataillon 4 des österreichischen Bundesheeres in Bregenz zugeteilt, bei dem er bis 1933 seinen Dienst versah. In diesem Jahr wurde Schemfil dann zunächst nach Innsbruck zum 6. Brigadekommando, und wenig später, mit Verleihung des Titels eines Generalmajors, in den Ruhestand versetzt.[5] Die Hintergründe der Versetzung und letztlich Pensionierung Viktor Schemfils im Jahr 1933 werden im Abschnitt über dessen Verhältnis zum Nationalsozialismus eingehender thematisiert.

Bereits ab Anfang der 1920er Jahre engagierte sich Viktor Schemfil beim Altkaiserjägerklub – einer Vereinigung ehemaliger Kaiserjägeroffiziere.[6] Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 intensivierte sich diese Tätigkeit, da Schemfil die interimistische Leitung des Vereins übernahm. Damit eng verbunden war auch seine Tätigkeit im Rahmen der Stiftung „Zum ewigen Gedenken an die vier Tiroler Kaiserjägerregimenter“ – aufgrund ihrer Verwaltung eines großen Areals und mehrerer Gebäude (u. a. Kaiserjäger-Museum, Schießstätte, Urichhaus, Kapelle, Andreas-Hofer-Denkmal) am Bergisel südlich von Innsbruck kurz als „Bergisel-Stiftung“ bezeichnet.[7] Ab April 1938 war Schemfil außerdem kurzzeitig Gauverbindungsführer des Reichskriegerbundes in Innsbruck. In dieser Funktion sollte er den Reichskriegerbund – ein reichsweiter Dachverband verschiedenster Zusammenschlüsse ehemaliger Soldaten (wie zum Beispiel auch der Tiroler Kaiserjäger) – im Gau Tirol und Vorarlberg aufbauen. Aufgrund von Differenzen mit Gauleiter Franz Hofer wurde Schemfil jedoch bereits im Juli 1939 nahegelegt, um sein „Ansehen nach Aussenhin zu wahren“, selbst um seine Enthebung von diesem Amt anzusuchen. Schemfil bat im Zuge dessen dann ebenfalls darum, auch von der „Führung“ des Altkaiserjägerklubs enthoben zu werden, da die Ablehnung seiner Person durch den Gauleiter auch dieses Amt negativ beeinflusse – sein Stellvertreter Oberst a. D. August Schönpflug übernahm in der Folge.[8] In der Bergisel-Stiftung und im Verein blieb Schemfil dennoch weiterhin aktiv.

Am 25. März 1914 heiratete Viktor Schemfil die Thüringen stammende Editha Margarete Auguste Teetzmann in Gotha, dem Wohnort ihrer Eltern.[9] Wenig vorher, im Januar 1914, war Schemfil aus der römisch-katholischen Kirche aus, und in die evangelische eingetreten.[10] Am 6. September 1915 wurde die einzige Tochter des Ehepaares Edith und Viktor Schemfil, Edith, in Gotha geboren.[11] Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übersiedelte die Familie, wie bereits angedeutet, nach Bregenz, den neuen Dienstort Viktor Schemfils.[12]

Noch während seiner aktiven Dienstzeit als Offizier begann Viktor Schemfil kriegsgeschichtliche Darstellungen der Kämpfe am Südtiroler Kriegsschauplatz (1915–1918) zu verfassen.[13] Dies brachte ihm 1948 die Ehrenmitgliedschaft der Universität Innsbruck ein.[14] Von 1949 bis 1959 beschäftigte sich Schemfil außerdem mit der Geschichte der Erhebung gegen die bayerische Regierung in Tirol 1809. Sein Manuskript mit dem Titel „Der Tiroler Freiheitskrieg 1809“ wurde jedoch – von ZEG-Mitarbeiter Bernhard Mertelseder für den Druck vorbereitet – erst 2007 als Band 335 der Schlern-Schriften veröffentlicht.[15]

Viktor Schemfil starb am 18. August 1960.

 


 

[1] Vgl. Heiratsurkunde Viktor Schemfil und Edith Teetzmann, 26.6.1917, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 10. Anfang der 1940er Jahre stellte ein Neffe Viktor Schemfils im Zuge genealogischer Nachforschungen fest, dass bezüglich des Vaters von Viktor Schemfil im entsprechenden Taufbuch unrichtige Angaben zu wiederum dessen Vater gemacht worden waren. Letzterer war eigentlich nicht bekannt, Viktor Schemfils Vater also ein uneheliches Kind, das den Nachnamen der Mutter, „von Frohn“, tragen hätte müssen. Die entsprechenden Matriken wurden auch tatsächlich berichtigt. Da jedoch sowohl Viktors Vater als auch er selbst – sein Antrag auf Beibehaltung des gewohnten Namens beziehungsweise Namensänderung wurde 1949 bewilligt – ihr Leben lang den Nachnamen Schemfil trugen, wird dies auch hier so beibehalten. Näheres dazu: Namensänderung/Matrikenberichtigung, 1938–1949, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 8.

[2] Abschrift Grundbuchblatt Viktor Schemfil, o. D., ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 27.

[3] Versorgungsakten Viktor Schemfil, Österreichisches Staatsarchiv (ÖSTtA), Kriegsarchiv (KA).

[4] Heimkehrer-Präsentierungsblatt Viktor Schemfil, 17.7.1919, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 32.

[5] Abschrift Grundbuchblatt Viktor Schemfil, o. D., ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 27.

[6] Altkaiserjägerklub, 1920–1959, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 176.

[7] Denkschrift Bergisel-Stiftung, 1946, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 50.

[8] Austritt aus dem Reichskriegerbund, 1939, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 29.

[9] Heiratsurkunde Viktor Schemfil und Edith Teetzmann, 26.6.1917, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 10.

[10] Vgl. Kirchenaustrittserklärung Viktor Schemfil, 14.1.1914, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 10; sowie: Viktor Schemfil an evangelische Militärseelsorge Wien, 17.2.1914, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 10.

[11] Abschrift Geburtsurkunde Edith Schemfil, 13.10.1915, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Kryptonachlass Edith Schemfil, Nr. 9.

[12] Anmeldebestätigung Bregenz, 11.9.1920, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 10.

[13] Ein Verzeichnis seiner Schriften findet sich hier: Schemfil, Der Tiroler Freiheitskrieg 1809, S. XIV.

[14] Rektorat Universität Innsbruck an Viktor Schemfil, 24.11.1948, ZEG-Archiv, Nachlass Schemfil, Nr. 173.

[15] Viktor Schemfil, Der Tiroler Freiheitskrieg 1809. Eine militärhistorische Darstellung (Schlern-Schriften 335), für den Druck vorbereitet und hg. v. Bernhard Mertelseder, Innsbruck 2007.