…danckh schuldigster Andere Hofer
Gerührt im Innersten meiner Seele danke ich für das überschickte Ehrenzeichen ließ Andreas Hofer am 4. Oktober 1809 an Erzherzog Johann schreiben. Dieser Brief für die an Hofer gesendete goldene Ehrenkette ist nur ein Dokument der bis heute bekannten rund 680 schriftlichen Hinterlassenschaften Andreas Hofers.
Ich thate zwar was ich konnte, fährt der Brief fort, allein unsere Rettung ist nur ein Wunder – ein Werk des Himmels – menschlicher Weise wäre es nie möglich gewesen. Aber ich bitte, kommen Sie nur bald uns zu Hilfe – eilen Sie so viel Sie können – alles wartet mit gespannten Herzen und wünscht nur einmal Euer Kaiserliche Hochheit zu sehen und in unserer Mitte zu haben – jedes Tiroler Herz lebt und schlägt nur für das oestereichische Kaiserhaus. …
In getröster Hofnung Euer Kais. Hochheit bald zu sehen gebleibe ich.
Innsbruck d(en) 4t(en) 8ber 1809. (zit. nach: Oberhofer, Weltbild, S. 468)
Während diese Zeilen vermutlich vom Adjutanten Hofers, Matthias Purtscher, formuliert und niedergeschrieben worden waren, stammt die den Brief abschließende Unterschrift danckh schuldigster Andere Hofer aus der Feder Hofers.
Lesen und Schreiben erlernte der 1767 geborene Hofer vermutlich zwischen 1774 und 1780 in der Volksschule in St. Leonhard. Seine Schreibkompetenzen dürfen dabei in erster Linie als zweckmäßig beschrieben werden. Dazu Andreas Oberhofer, der in seinem 2009 erschienen Buch „Weltbild eines ‚Helden‘. Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaften“ Hofers schriftlichen Nachlass veröffentlichte:
Was zeichnet nun Hofers Schrift aus? Auf den ersten Blick fällt ein äußerst unharmonisches, unruhiges Schriftbild auf, das sehr impulsiv scheint; die Schrift weist größtenteils eine leichte Rechtsneigung auf, viele Buchstaben werden neu angesetzt, ein fortlaufender Zug der Feder ist kaum gegeben.…. Rechtschreibung und Grammatik spielen überhaupt keine Rolle, Hofer scheint einfach die gesprochene Sprache buchstabengetreu verschriftlicht zu haben. (Oberhofer, Weltbild, S. 72.)
Auch wenn historische Dokumente nicht nach unserem Verständnis von einer zwingend verbindlichen Rechtsschreibung beurteilt werden dürfen, so fallen Hofers Briefe doch auch im Vergleich zu zeitgenössischen Dokumenten etwas aus dem Rahmen. Dementsprechend schwer gestaltet sich daher heute die Lektüre der von Hofer selbst formulierten und niedergeschriebenen Texte, wie beispielsweise dieser Brief vom 2. Mai 1809, ebenfalls an Erzherzog Johann gerichtet:
An Eiro khenig liche hoch heit
alles habe ich verder mallen schreiben lassen wisß auf das
von die, so sich Vo lant diroll, in der aller größter gefahr stehe Entten den lantß verlasser wölliche sie zu for haben, selbst, vnd durch schlecht denckhet Berßonen, zu großen stöllen Ehr höchert haben
werden nimer leicht angenommen werden, in unserern lant, wiss ötban auf den frischmann vund nösing, der deimer, wan Ehr in öster Riech nicht Ehr schossen wirth, so Pald Ehr for findig wirth Ehr Vo mir, oder anderen guetten lantßver deidiger, auf der stöll derschossen, warum werden ich mindlich für Bringen, wann mir gott das leben schenckhen Thuet.
ich werde warheiten for dragen, das sich Eiro khenig liche hoch heit ver wunder(en) wirth, so wohl Vo milli der als Vo vnseeren diroller(en)
Auf Richtiger Andere Hofer ober Comen dant in dirolln
sie leben in schuz des aller högsten das ist mein gruess
die Erste schrifft wirth sein Ein gehend vo for adler Perger
störzing den 2 d M 1809. (zit. nach: Oberhofer, Weltbild, S. 359.)
Peter Andorfer
Quellen und Literatur:
– Andreas Oberhofer, Weltbild eines „Helden“. Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaft (Schlern Schriften 342), Innsbruck 2009.